SoVD gibt den DBR-Staffelstab weiter

Adolf Bauer: "Das Armutsrisiko ist für Menschen mit Behinderungen deutlich höher als für Menschen ohne Behinderungen"

Zum Abschluss der diesjährigen Fachtagung des Deutschen Behindertenrates am 3. Dezember in Berlin wanderte der Staffelstab für das Sekretariat und den Vorsitz des DBR vom Sozialverband Deutschland (SoVD) zur Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL). SoVD-Präsident Adolf Bauer, der bisherige Vorsitzende des Sprecherrats überreichte den Staffelstab Horst Frehe, der das Amt nun bis zum 3. Dezember 2019 ausübt.

Zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderung waren zahlreiche Gäste zur Fachveranstaltung "Arm ab und arm dran - Armutsrisiko Behinderung" gekommen. "Armut und Behinderung hängen eng miteinander zusammen. Politische Debatten müssen hier enger miteinander verzahnt und zusammen gedacht werden", forderte der DBR-Sprecherratsvorsitzende und SoVD-Präsident Adolf Bauer in seiner Rede. "Das Thema Armut brennt Menschen mit Behinderungen unter den Nägeln. Das zeigt allein schon der Rücklauf auf unsere Einladung zur Veranstaltung. Als SoVD haben wir schon einige DBR-Welttagsveranstaltungen organisiert. Aber noch nie waren wir so schnell ausgebucht wie dieses Mal! Wir haben offensichtlich einen Nerv getroffen. Das Thema bewegt die Menschen - es betrifft sie", unterstrich Adolf Bauer.

SoVD-Präsident Adolf Bauer fordert von der Politik mehr Aufmerksamkeit für das Thema Armut und Behinderung. Foto: Laurin Schmid

Der Veranstaltungsraum im VKU-Forum in Berlin-Mitte war bis auf den letzten Platz besetzt. Foto: Laurin Schmid

Die Zahl der Schwerbehinderten, die über 65 Jahre alt sind, sei in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, sagte Prof. Dr. Stefan Sell in seinem Vortrag. "Bereits heute sind viele Menschen mit Behinderungen von Armut betroffen, wenn sie über 65 sind. Oder sie werden in vielen Fällen später davon betroffen sein", warnte Stefan Sell.

Prof. Dr. Stefan Sell erklärt in seinem wissenschaftlichen Vortrag die Zusammenhänge zwischen Armut, Alter und Behinderung. Foto: Laurin Schmid

Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales sagte in seinem Vortrag: "Ein wichtiger Schlüssel zur Integration und zur Vermeidung von Armut von Menschen mit Behinderungen ist Teilhabe durch eine gute Arbeit. Bei der anhaltend guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und mit Blick auf den steigenden Fachkräftebedarf müssen wir uns noch mehr anstrengen, um Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Unser Ziel bleibt ein inklusiver Arbeitsmarkt, an dem alle teilhaben können, auf dem jede und jeder die Chance hat, zu zeigen, was in ihr oder ihm steckt."

Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Foto: Laurin Schmid

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, sagte: "Menschen mit Behinderungen sind überproportional häufig von Armut bedroht. Armut bedeutet dabei mehr, als nicht genug Geld in der Tasche zu haben. Es bedeutet in der Folge auch: arm sein an sozialen Kontakten, an gesellschaftlicher Teilhabe, an Anerkennung und Wertschätzung. Armut ist ein mehrdimensionales und vielschichtiges Problem, die Folgen bedingen und verstärken sich oftmals gegenseitig. Wenn nicht alle Menschen die gleichen Chancen haben, dann ist das ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft."

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung: Jürgen Dusel. Foto: Laurin Schmid

Im Rahmen der sehr gut besuchten Veranstaltung fanden lebhafte Workshops statt, in denen die wissenschaftlichen Erkentnisse und politischen Botschaften diskutiert und verarbeitet wurden.

Moderatorin Tanja Samrotzki informiert über die Workshops der DBR-Veranstaltung. Foto: Laurin Schmid

Auf dem Podium diskutierten die behindertenpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Bundestagsfraktionen aktuelle Aspekte und neue Perspektiven der Politik für Menschen mit Behinderungen. Barrierefreies und bezahlbares Wohnen nahm dabei eine Schlüsselstellung ein.

ISL trägt den Staffelstab bis zum 3. Dezember 2019

Jedes Jahr am 3. Dezember, dem Welttag der Menschen mit Behinderung, wechselt das Sekretariat des Deutschen Behindertenrates. Der Sozialverband reichte den Staffelstab turnusmäßig an die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) weiter. Die ISL übernimmt damit den Vorsitz im DBR-Sprecherrat.

Adolf Bauer (SoVD) übergibt den DBR-Staffelstab an Horst Frehe (ISL). Foto: Laurin Schmid

Im Jahr 1992 haben die Vereinten Nationen (UN) den 3. Dezember zum alljährlichen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen ausgerufen. An diesem Tag finden weltweit Aktionen statt, die darauf abzielen, die volle Teilhabe und Gleichstellung behinderter Menschen zu erreichen. In diesem Jahr lud der Sozialverband Deutschland (SoVD) für den DBR zu einer Fachveranstaltung nach Berlin. Die Tagung wurde von der Aktion Mensch gefördert.

Der DBR ist ein Aktionsbündnis der Behindertenverbände und Selbsthilfeorganisationen in Deutschland und engagiert sich seit vielen Jahren für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Im DBR haben sich über 140 Organisationen behinderter und chronisch kranker Menschen vereinigt. Das Bündnis repräsentiert über 2,5 Millionen Betroffene. Für das Jahr 2018 hat der Sozialverband SoVD den Vorsitz im Sprecherrat des DBR übernommen.

SoVD-Präsident Adolf Bauer im RTL-Interview. Foto: Sozialverband Deutschland (SoVD)

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